Unsere Geschichte

Hinter jeder Feuerwehr steht eine lange Entwicklung - unsere nahm im Jahre 1857 ihren Lauf.

Zu diesem Zeitpunkt entstand in Ansbach erstmals eine organisierte Feuerwehr, unkoordiniertes Löschen mit Wassereimern war bis dahin an der Tagesordnung.
Der folgende Text entstand zum 125-jährigen Jubiläum der FFW Ansbach im Jahre 1982, ist aber deswegen keinesfalls "veraltet".
Er zeigt den Weg durch viele erfolgreiche, oft aber auch harte Jahre - denen sich die Ansbacher Feuerwehr stets mit hohem Engagement gestellt hat.
Das allein schon ist Ansporn, sich auch in Zukunft mit vollem Einsatz den kommenden Herausforderungen zu stellen.


Aus der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr 1857 - 1982

Am 7. Juli 1856 erhielt der Stadtmagistrat von Ansbach "Im Namen Seiner Majestät" einen Rüffel der Königlichen Regierung von Mittelfranken, genauer deren Kammer des Innern. "Bei dem am 4. des Monats stattgehabten Brande der von Crailsheimschen Brauerei haben sich die Feuerlösch-Anstalten der Stadt Ansbach als zureichend nicht erwiesen und scheint nach den genannten Wahrnehmungen und Erfahrungen namentlich die hiesige Feuerlöschordnung einer zeitgemäßen Reform dringend zu bedürfen. Der Stadtmagistrat wird daher beauftragt, dieselbe alsbald einer sorgfältigen Revision zu unterstellen und zugleich in Er-wägung zu ziehen, in welcher Weise die mangelhaften Löschrequisite zweckentsprechend ersetzt und ergänzt werden können." Und dann befahl die hohe Kammer: "Das Ergebnis ist unter Vorlage des revidierten Entwurfes der Feuerlöschordnung berichtlich zur Anzeige zu bringen." Und sogar das nicht immer geliebte Nürnberg wurde als Vorbild empfohlen: "wird schließlich bezüglich der angeordneten Revision der Feuerlöschordnung auf die der Stadt Nürnberg verwiesen, welche, soweit es die Verhältniße der hiesigen Stadt nicht unthunlich machen, füglich als Grundlage hierzu benutzt werden kann."

Am 18. Juli 1856 hatte sicher Stadtmagistrat mit seinem neuen Bürgermeister Wilhelm Mandel von dieser amtlichen Kritik leidlich gefangen und erste Gegenmaßnahmen eingeleitet, einmal, um der Regierungsschelte zu entgehen, dann aber auch, um die offenkundigen Missstände zu bereinigen. Diese Missstände hießen ungenügendes, veraltetes technisches Material, aber auch Desorganisation, Improvisation, bei den eingesetzten Löschmännern. Und so sind wir, ein Jahr vor dem Entstehen der Freiwilligen Feuerwehr Ansbach, bereits bei den zwei entscheidenden Kriterien, die über alle Zeiten hinweg, die Arbeit einer guten Feuerwehr bestimmen: Ausrüstung und Ausbildung, unablässige Modernisierung des Gerätes und ständige Nachschulung des Personals.

Ansbachs Bürgermeister Mandel verhielt sich, wie sich Vorgänger und Nachfolger im Amte immer verhielten. Ein Fachmann musste her, ein Sachverständiger, der unparteiisch, ohne örtliche Bindungen, Auskunft geben konnte, was dem Ansbacher Feuerwesen nottat. So schrieb man an den Fürther Fabrikanten Engelhardt, der, für unser heutiges Empfinden, einen kleinen Makel hatte, nämlich die begehrten neuen Feuergerätschaften auch gleich selbst herzustellen und zu verkaufen. Allerdings sollte sich dies nicht als Nachteil herausstellen.

Aber auch auf anderer Ebene war man in Ansbach nach dem Brauhausdebakel nicht untätig geblieben. So wandten sich einige Handwerksmeister schon wenige Tage nach dem Brand an den Magistrat und wiesen darauf hin, dass sie "früher schon die Reparatur an den Feuerlöschgerätschaften insbesondere an den .....Feuereimern vorgenommen". Johann Georg Rötter und Georg Hollenbach gaben schließlich auch preis, warum es so abwärts gegangen war: "Seit vielen Jahren wurden derartige Reparaturen nicht mehr vorgenommen ...". Und das in einer Zeit, die durch riesige Stadtbrände gekennzeichnet war, denken wir nur an die fast vollständig vernichteten Städte Hof und Cham.

Auch von privater Seite wurde die Stadt Ansbach angerempelt. So schrieb am 21. Juli 1856 Moritz Wilhermsdörfer: "Beim jüngsten dahier ausgebrochenen Brande habe ich, wie Andere, die Wahrnehmung gemacht, dass die hiesigen Löschanstalten und Löschapparate viel zu wünschen übrig lassen." Und der aktive Bürger lieferte gleich noch ein Preisverzeichnis von Löschgerätschaften, "eine Zeichnung, Stadtspritze nebst Beiwagen" darstellend und vieles mehr.

Am 08. August erhielt dann der so vielseitig bedrängte Magistrat die ersehnten Unterlagen aus Fürth mitsamt Kostenvoranschlägen. Engelhardt empfahl den Ansbachern folgende Anschaffungen: "Eine Saug- und Druckspritze" mit allen Requisiten, eine weitere Druck-spritze, 1000 Fuß Hanfschläuche, einen Rettungsapparat. Mit Rotstift schrieb ein städtischer Bediensteter daneben: "2985 Gulden - Aufnahme von Geld".

J. W. Engelhardt aber tat noch etwas. Er legte seinen "Preis-Courant" bei, der nicht nur über die "Königlich Bayer´sche privilegierte Löschmaschinen-Fabrik" in Fürth Auskunft gab, sondern auf den ersten Seiten, als wissenschaftliche Einleitung gewissermaßen, "Über das Feuerlöschwesen in Bayern" wichtige Informationen erteilte. Vor allem ging daraus hervor, dass dazu auch ein geschultes Personal gehörte. Aber lassen wir den "Courant" selbst sprechen, um zu verstehen, wieso es zur Gründung einer "Freiwilligen Feuerwehr" kommen musste, warum es mit dem alten Löscheinsatz nicht mehr getan war, der zur Routine geworden war wie etwa das Straßenkehren.

"Alle Feuerlöschanstalten leiden, von den übrigen großen Mängeln noch abgesehen, an zwei Hauptübeln; es fehlt ihnen nämlich Gehorsam und Ordnung ..... Leider zeigt die allseitige Erfahrung, dass diese  Anstalten außer an diesen Hauptübeln auch noch an vielen anderen Gebrechen leiden. Nur selten befindet sich die Oberleitung bei einem Brande in der Hand eines Mannes, der mit der nötigen Sachkenntniß und Energie auch das nöthige Vertrauen besitzt. Gewöhnlich kommandieren viele und häufig ohne die nötige Umsicht und Sachkenntniß, erlassen die verschiedenartigsten sich oft widersprechenden Anordnungen, sodass zuletzt die willigsten Arbeiter in der dadurch geschaffenen Verwirrung nicht mehr wissen, wem sie gehorchen, was sie thun oder was sie lassen wollen." Soweit also eine Fülle von Beobachtungen und Feststellungen, die nichts an Gültigkeit verloren haben. Ob freilich die gute Firma Engelhardt noch heute mit folgendem Urteil bestehen könnte: "Überhaupt hört man schon seit geraumer Zeit in vielen Orten die Klage laut werden, dass die Zahl der Arbeitslustigen in demselben Grade im Abnehmen sei, als die müßigen Zuschauer im Zu-nehmen, und dass die Zahl der letzteren, vorzüglich weiblichen Geschlechts, nicht selten so groß werde, dass  sie hemmend und störend auf das Löschverfahren einwirke." Heutige Feuerwehrkommandanten würden an dieser Stelle sicher über die die Löscharbeiten stets hemmenden, überall geparkten Autos herziehen.

Die Engelhardt-Broschüre kommt dann aber auf den Kern ihres Anliegens, genauer zwei. Eines war natürlich die zeitgemäße Ausrüstung. So monierten die Fürther, dass die meisten im Einsatz befindlichen "Löschmaschinen" noch aus "dem vorigen Jahrhundert" stammten, also mindestens 60 Jahre alt waren! Und wenn modernere im Einsatz seien, dann aus einer Zeit, wo "der Maschinenbau ..... noch in der Wiege lag."

Konnte man bis dahin noch davon ausgehen, dass die Fa. Engelhardt letztlich auf den eigenen Absatz bedacht war, so kamen jetzt aber Gedanken, die über geschäftliche Anliegen hinaus reichten. Denn Engelhardt behauptete, dass der Einkauf aller Technologie letztlich sinnlos sei, wenn man nicht an geeignetes Personal denke: "Alle Bemühungen scheiterten bis jetzt an dem Mangel an zuverlässigen, geordneten und geübten Arbeitskräften und bestätigten, dass die besten Verordnungen und die besten Einrichtungen nahezu nutzlos sind, wenn das zu ihrer Ausführung und Benützung erforderliche sachkundige Personal fehlt."

Kostenvoranschlag und Gutachten der Fa. Engelhardt fanden in Ansbach Zustimmung, vollends, als die hohe Regierung am 09. August 1856 schon wieder dazwischenhaute: "Da der Stadtmagistrat dem Auftrage vom 7. July ..... nicht entsprochen hat, so wird derselbe an die Einbeförderung dieses Rückstandes oder Angabe der entgegenstehenden Hindernisse  bei Vermeidung einer Mahngebühr hiermit erinnert." Schließlich beteuerte die Stadt: "Es wird ehrerbietig angezeigt, dass man den ....... Gegenstand bereits lebhaft in Angriff genommen hat."

Noch eines tat die Stadt: sie bestellte gleich zwei Feuerlöschordnungen, nicht nur die der Nürnberger, sondern auch die von Fürth, zum Ausgleich. Am 15. August 1856 beschlossen Magistrat und Kollegium der Gemeindebevollmächtigten, die große Anschaffung zu tätigen, nicht ohne von der Fa. Engelhardt zu verlangen, dass "die Gewinde an den vorhandenen Schläuchen mit denen der neuen gleich zu machen seien." Modern gesprochen haperte es freilich mit dem Haushaltsplan, es waren keine Mittel vorhanden. Andererseits sollte bei "der Dringenheit der Anschaffungen" nicht bis zur Genehmigung der Zahlungsweise zugewartet werden. So musste die Sparkasse Geld vorschießen, unverzinslich übrigens, was wiederum die Regierung zu genehmigen hatte. Dies geschah am 26. September 1856.

Inzwischen liefen auch Überlegungen, wie man personell neu- oder reorganisieren könne. Außerdem traf, endlich, die neugefasste Feuerlösch-Ordnung der Stadt Fürth ein. Schließlich gab es auch im Ansbacher Schloss jemanden, der sich erinnerte, dass das Mahnschreiben der Regierung vom Juli 1856 ja nicht nur durch die Anschaffungen von neuen Spritzen und Schläuchen erledigt sei, war doch die gesamte Reorganisation des Feuerlöschwesens letztlich angestrebt worden. Hartnäckig schrieb die Regierung deshalb am 19. Februar 1857: "Nachdem der Stadtmagistrat ......... der Revision der Feuerordnung ........ bis jetzt nicht  entsprochen hat, so wird derselbe an die Einbeförderung dieses Rückstandes binnen endlichen 6 Wochen........ erinnert!"

Es wurde ernst in Ansbach, mit der Freiwilligkeit. Am 13. Februar beschloss der Stadtmagistrat Ansbach, "durch öffentliche Aufforderung Freiwillige zu den Löschanstalten" einzuladen. Bürgermeister Mandel referierte selbst: "Bei den letzten dahier stattgehabten Brandfällen haben sich außer der zum Feuerlöschdienste berufenen .... Mannschaft, auch sehr viele andere Personen freiwillig mit anerkennenswerthem Eifer und Ausdauer bestrebt, dem zerstörenden Elemente Einhalt zu thun. Der Magistrat ist überzeugt, dass alle jungen Männer, welche sich dahier aufhalten ....... auch fernerhin gerne zur Abwendung und Beseitigung von Feuergefahr hilfreich Hand bieten werden, und fordert daher dieselben auf, ihren freiwilligen Beitritt zur Feuerwehr und respektive Rettungsmannschaft durch Einzeichnung ihrer Namen ....... während der nächstfolgenden 14 Tage  aufliegenden Liste zu erklären." Dann kam eine wichtige Festlegung, dass nämlich einer derartigen Feuerwehr "eine Löschmaschine zur selbständigen Bedienung" übergeben werden. "Auf diese Weise wird den besten Kräften, die bisher ohne sachkundige Anleitung und Verwendung oft nutzlos, ja bisweilen sogar störend wirkten, Gelegenheit geboten werden, sich vollkommen und mit dem entsprechenden Erfolge zu entwickeln."

Die Allerweltsfeuerwehr mit dem Ledereimer war am Ende. An die Stelle von gutem Willen und verständlicher Desorganisation trat der Wille zur organisierten Hilfe, ein Schuss sportlicher Ehrgeiz, der Reiz, zu den "besten Kräften" zu gehören, Interesse an neuen Technologien und auch an Geselligkeit, die Zusammengehörigkeit und gegenseitiges Einstehen fördern sollte. So zierte auch der Aufruf des Magistrates bald das "Ansbacher Morgenblatt".

Der Erfolg war überwältigend. Da kam der Maurergeselle Michael Lutz, der Lackierer Andreas Fuchs, der alte Beschwerdeführer Moritz Wilhermsdörfer, der Skribent Friedrich Pfaffenberger, der Mechaniker Konrad Kerzdörfer, der Rechtspraktikant Otto Prückner, der Commis Carl Weigel, der Posamentierer Friedrich Ohr, der Rechtspraktikant Bezzel, der Spengler Konrad Friedrich (der Dichter von Heimatspielen), der Handlungsdiener David Uhlmann, der Tierarzt Johann Ott, der Büchsenmacher Johann Hamann, der Schriftsetzer Felix Reider, der Schuhmacher Friedrich Holler, und viele andere - aus allen Schichten der Stadt. Es kamen die Mitglieder des christlichen Handwerkervereins, alles in allem rund 80 angehende Feuerwehrmänner - Freiwillige.

So groß war der Effekt in Ansbach, dass am Tage der Verpflichtung der neuen Freiwilligen gleich der alte "Rettungshauptmann" Birkmeyer um die Entbindung einiger "Rettungs-mannschaften" von ihren Pflichten bat, wegen "ihrer vorgerückten Jahre und anderer Um-stände". Wahrscheinlich waren diese Herren durch die einjährige Diskussion doch ihrer Tätigkeit müde geworden, zumal sie ja die Kritik am Versagen der bisherigen Feuerwehr sicher zum Teil auf sich bezogen. So gingen der Gastwirt Hirsch, der Wirt Feierabend, beide "Aufseher", aber auch der Wirt Martin Meyer, der Bader Rötter, weil er am Gehör litt, und manche andere. Einige freilich machten auch bei der neuen Feuerwehr mit, fühlten sich also durch die Umstände nicht verprellt, sondern animiert und aktiviert.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Am 11. April wurde gewählt. Der Rechtspraktikant Greiner wurde Anführer, der Schriftsetzer Boß und der Sattlergeselle Hollenbach seine Ersatz-männer. Es gab vier Rohrführer - alle Handwerker mit technischen Neigungen, und acht Schlauchwärter. Als eigentliches Gründungsdatum ist der 7. bzw. 8. April 1857 anzusehen, an dem die neuen Feuerwehrleute zur Stadtverwaltung zu kommen hatten, zur "Verpflichtung und Diensteseinweisung". Und am 3. Mai stellte Oscar Greiner die ganze "Compagnie ......... auf dem zur Verfügung gestellten Turnplatz des Kgl. Gymnasiums" der Stadt Ansbach vor. Der Magistrat wiederum ließ sich nicht lumpen, und stellte schon am 7. Mai, vier Tage später, der freiwilligen Feuerwehrkompanie einhundert rote Armbinden als Abzeichen zur Verfügung.

Am 30. Mai berichtete der gewissenhafte Greiner, dass seine Kompanie aus 73 Mann bestehe und so "eingeübt" sei, "dass sie im Falle eines wirklich entstehenden Brandes wenigstens die nöthigste Hilfe zu leisten im Stande" wäre. Aber es fehle "noch der gleicherweise unumgängliche nothwendige Ernst". Deshalb müsse man eisern weiterüben. Außerdem seien manchesmal doch nur 40 Mann bei der Übung. Dies genüge aber nicht, da "selbst ein sehr starker Mann" das Pumpen nur vier Minuten aushalten könne. Und Greiner konstatiert, dass diese neue Art von Feuerwehrdienst nichts mehr für ältere Semester sei. Körperliche und sportliche Leistungsfähigkeit rückte zum neuen Kriterium auf.

Schließlich bat Greiner den Magistrat um eine zusätzliche Spritze - der nie mehr abreißende Dialog zwischen Feuerwehr und Stadtrat um Verbesserung der Ausrüstung hatte begonnen.

Natürlich wurden laufend auch neue Mitglieder in Vorschlag gebracht. Die hier auftauchen-den Namen zeigen, wie sehr die Feuerwehr als Anliegen betrachtet wurde. Da gab es den Conditor Dollfuß, der gern musizierte, den Bankier Wolf Gutmann, den Buchhändler Junge, den Orgelbauer Näser. Freiwillig meldeten sich sogar die meisten Schriftsetzer und natürlich die jungen Gesellen. Schließlich florierte die Feuerwehr so, dass man  sogar die alten "Wasserspritzen" von ehedem zum Verkauf anbot. Sie wurden von Georg Friedrich Hezel wegen ihres Metallwertes mit 525 Gulden eingeschätzt! Es handelte sich um die "Reiter-spritze", und zwei "große Wasserkünste mit Rädern und Schläuchen". Margaretha und Johann Müller waren dann die glücklichen Neubesitzer, die die drei Spritzen ersteigerten.

So gut war der Ruf der neuen Feuerwehr, dass schon im Herbst aus Erlangen Anfragen kamen, wie sich denn dieses und jenes in Ansbach bewährt habe. Die Ansbacher Feuerwehrleute wiederum beschäftigten sich auch mit der Frage, wie sie zu "Spensern" kämen, um wirklich als Löschkompanie standesgemäß auszusehen.

1859 kam die neue Entwicklung zu einem ersten Abschluss, als die "Satzungen der frei-willigen Feuerlösch-Compagnie der Stadt Ansbach" gedruckt wurden, bei C. Brügel natürlich wo viele der Aktiven ihren eigentlichen Beruf ausübten. Danach hatte die Kompanie zu bestehen "aus einem Hauptmanne, einem Ersatzmann für denselben, einem Adjutanten, einer entsprechenden Anzahl von Spritzenmeistern, Rohrführern, Schlauchwärtern, welche Stellen zugleich den Ausschuss bilden und der Mannschaft, welche sich in einzelne Rotten eintheilt."

Wer eintrat, musste sich für drei Jahre verpflichten. Wer unentschuldigt fehlte, musste eine Geldstrafe bezahlen. Die Ausrüstung mussten die Mitglieder selbst in "bestem Stand" erhalten und "ebenso Alles auf Begehren wieder abliefern". Monatlich musste mindestens einmal geübt werden; ansonsten war zu üben, bis die "nötige Fertigkeit" erlangt war. Es gab also allerhand Belastungen für einen Feuerwehrmann, der freiwillig der Allgemeinheit diente. Denken eigentlich alle an diesen Gemeinsinn von ehedem, die wegen der Feuerschutzabgabe langwierige Gefechte austragen?

1880 hatte die Feuerwehr eine Mitgliederzahl von 187 Mann; nach Birkmeyer und Greiner waren Rosenkranz (1862 - 1865), Keller (1865 - 1877) und Popp (1877 - 1887) als Kommandanten, damals noch Hauptmänner, gefolgt. Unter Popp feierte man dann das 25-jährige Jubiläum, im Jahre 1882, das der Stadtmagistrat mit 600 Mark für die Festlichkeiten förderte. Ein Jahr später zählte die Freiwillige Feuerwehr 171 aktive und 338 passive Mitglieder. Sie war damit auch ein wesentlicher Faktor in der reichen Palette des Ansbacher Vereinslebens geworden.

Einen großen technologischen Einschnitt stellte das Jahr 1900 dar, als der erste Druckrohr-strang von Gersbach nach Ansbach gelegt wurde. Jetzt konnte von den Hydranten das Wasser abgenommen werden, eine entscheidende Verbesserung der Löschmöglichkeiten, aber auch eine Erweiterung der Aufgaben eines Feuerwehrmannes. Zu dieser Zeit amtierte Kommandant Fleischer, der, nach kurzer Tätigkeit von Kommandant Rappold im Jahre 1888, 30 Jahre lang sein Amt ausübte.

Unter ihm kam eine wesentliche Station in der Weiterentwicklung der Ansbacher Feuerwehr, nämlich der Bezug  des Gerätehauses  am Karlsplatz im Jahre 1906. Dieser barocke Bau von Johann David Steingruber hatte als Schranne gedient, also Kornhaus der Stadt Ansbach. Als er von der Feuerwehr bezogen wurde, stellte er eine entscheidende Verbesserung dar, war aber schon im Zweiten Weltkrieg platzmäßig nicht mehr ausreichend. Dass er im Jubiläumsjahr 1982 immer noch brav seine Dienste tun muss, stellt die größte Sorge der Verantwortlichen dar. Diese Sorgen gelten einmal der Platzfrage, aber auch der Verkehrssituation am Karlsplatz und dem schnellen und optimalen Einsatz der Fahrzeuge. Einer der Vorgängerbauten der Ansbacher Feuerwehr, das winzige Spritzenhaus im Hof des Ansbacher Rathauses, ging im Übrigen erst von Jahresfrist durch Brand verloren.

Doch sind wir vorausgeeilt. Ein großes Jubiläum, ihr 50-jähriges Bestehen, konnte die Freiwillige Feuerwehr Ansbach 1907 begehen. Die Kapelle von Musikmeister Albrecht Schübel  wirkte mit, Ansbachs Sänger durften gleichfalls nicht fehlen. Wie es der Zeit entsprach, fand auch ein Vorbeimarsch statt, bei dem das komplette Musikkorps des in Ansbach stationierten 2. Königlich Bayerischen Ulanen-Regiments "König" spielte.

Vorher, wie bei allen großen Jubiläen, war natürlich bei einer Übung die Leistungsfähigkeit der Wehr demonstriert worden. Die Stadt wiederum, auch das wurde Tradition, verbesserte zum Fest die Ausrüstung ihrer Feuerwehr. 1907 war es die Inbetriebnahme der Feueralarmwerke. Auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz. So war der Festzug sehenswert, wie überhaupt die gesamte Stadt mit der Feuerwehr feierte.

Der Erste Weltkrieg ließ bereits einige der Probleme ahnen, die Jahrzehnte später in noch größerem Umfang auf die Ansbacher Wehr zukommen sollten. Personelle Ausdünnung gab es zu bewältigen. Vor allem aber erforderte der Krieg die Einrichtung eines ständigen Dienstes. Technisch wurde es immer schwerer, die Wehr intakt zu halten, vor allem nach 1918, als die Investitionskraft der Stadt dahinschwand. Der Kommandant dieser sehr schwierigen Jahre von 1918 bis 1923, vom letzten Kriegsjahr, über die Zeit der Arbeiter- und Soldatenräte, bis zur Inflation war Daniel Hüttinger, dem von 1923 bis 1924 Friedrich Weber folgte.

Mit dem Ende des Jahres 1923, der Überwindung der Inflation und der Einführung der Rentenmark, trat eine Konsolidierung der Verhältnisse ein, auch die für Freiwillige Feuerwehr. So konnte der damalige Oberbürgermeister Dr. Borkholder die Gründung einer Feuerwehrkapelle anregen, nachdem ihm in Erlangen die dortige Kapelle zu Gesicht gekommen war. 1926 wurde diese neue Einrichtung der Ansbacher Feuerwehr ins Leben gerufen. Sie musizierte unter der Leitung des Kapellmeisters Menz. Ansbach war in diesen Jahren reich an Kapellen die miteinander wetteiferten. Bald nahm auch die Feuerwehrkapelle unter ihnen einen guten Rang ein. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte eine Kapelle zur Ansbacher Feuerwehr, die unter der Leitung von Hermann Schnapp über etliche Jahre viel Freude bereitete.

Das Jahr 1927, Kommandant war Friedrich Kundner (1924 bis 1934), brachte in der Ausrüstungsgeschichte einen neuen Höhepunkt. Die Stadt Ansbach übergab am 04. November die neue Magirus-Motorfeuerspritze, damals eines der modernsten Löschfahrzeuge auf dem Markt.

1932, diesmal in einer unruhigeren Zeit, gekennzeichnet durch Arbeitslosigkeit und politische Radikalisierung, beging die Wehr ihr 75-jähriges Bestehen. Der Schwierigkeit dieser Jahre entsprechend konnte nur mit einfachen Mitteln gefeiert werden.

Völlig neue Situationen und die härtesten Prüfungen ihrer Geschichte kamen auf die Freiwillige Feuerwehr Ansbach im Zweiten Weltkrieg zu. Zunächst war die Wehr wiederum durch die personelle Ausdünnung wegen der zahlreichen einberufenen Mitglieder in erheblichen Schwierigkeiten. Bald konnte die einstige Freiwillige Feuerwehr nicht mehr durch das Prinzip der Freiwilligkeit allein aufrecht erhalten werden, und das zu einer Zeit, die ihr mehr denn je abverlangen sollte. Es galt auch, sich auf neue Brand- und Schadensfälle einzustellen, auf den Umgang mit Brandbomben, später kombinierten Brand- und Sprengbomben, auf den furchtbaren Phosphor.

Kommandant dieser schweren Zeit war Georg Kaiser. Unter ihm musste die Umstellung der technischen Ausrüstung auf die veränderten Kriegsverhältnisse vorgenommen werden - in einer Zeit, in der es ein Problem war, qualifizierte Kraftfahrer zu finden. Die Feuerwehr machte sich damals selbst auf die Suche nach Fahrern, und manchmal setzte ein Tauziehen um die verfügbaren Kräfte in Ansbach ein, ob sie wichtiger bei den Städtischen Werken oder der Freiwilligen Feuerwehr seien.

Die schwerste Zeit für die Ansbacher Feuerwehr trat mit den zunehmenden Bombardierungen ein. Zahlreich waren die Einsätze, auch auswärts, vor allem im immer wieder schwer getroffenen Nürnberg. Der erste Großeinsatz dieser Art fand am 11. und 12. August 1943 statt - in Nürnberg, das noch oft den Einsatz der Ansbacher erlebte. Es wirkt heute kaum glaubhaft, dass einmal der Kern der Ansbacher Feuerwehr 63 Stunden lang in der unglücklichen Nachbarstadt im Einsatz stand. Auch in Rothenburg und Schwabach fanden Einsätze statt.

Bei der personellen Not der Feuerwehr war es fast zwangsläufig, dass auch weibliche Lösch-züge aufgestellt wurden - Feuerwehr-Helferinnen, manche von ihnen mit Begeisterung, manche auch unfreiwillig. Die erste Übung dieses Feuerwehr-Ersatzes - was schon Monate später niemand mehr zu sagen wagte - fand am 13. Juli 1943 im Pausenhof der Karolinen-schule statt. Im September war die Ausbildung abgeschlossen, Frauen und Mädchen mit Stahlhelm und Anzug wurden zum gewohnten Bild. Alle hatten bei jedem Feuer- und Fliegeralarm auszurücken. Allein dies war eine heute kaum mehr vorstellbare körperliche Anstrengung. Dass eine Ansbacher Feuerwehrhelferin beim Einsatz ihr Leben verlor, deutet die Schrecknisse und unerhörten Belastungen dieser Zeit an.

Dass die Ansbacher Wehr auch bei den Luftangriffen auf Ansbach am 22. und 23. Februar 1945 zum Einsatz kam, versteht sich von selbst. Zu diesem Zeitpunkt musste sich eine zunehmend militärische Organisationsform durchsetzen. So ist es auch zu erklären, dass die Ansbacher Feuerwehr wenige Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner am 18. April 1945 noch kaserniert wurde - in der Hindenburgkaserne, die seit dem 17. April unter Artilleriefeuer lag. Nebenbei hatte man sich noch um die Errichtung von Panzersperren zu  kümmern.

Als die amerikanischen Truppen Ansbach eingenommen hatten, wurde der Feuerwehr vom amerikanischen Kommandeur angetragen, zunächst polizeiliche Ordnungsfunktionen zu übernehmen. Dies lehnte Kommandant Kaiser ab. In diesem Moment löste sich auch ein Teil der Ansbacher Feuerwehr auf, vor allem was die weiblichen Löschzüge betraf.

Die schwierigste Situation aber kam, als mit der anrollenden Entnazifizierung etliche Feuerwehrleute ausscheiden mussten. Dies traf alle tief, die ihre  Tätigkeit bei der Feuerwehr immer als Hilfsleistung für andere verstanden hatten. Im Übrigen wurde das Kommando Hans Gebhardt übergeben, der unter schwierigsten Verhältnissen - so hatte die Feuerwehr zu Kriegsende Verluste am Fahrzeugpark durch Diebstahl zu verzeichnen - die Einsatzfähigkeit  erhalten und wieder ausbauen musste. Er hatte ebenso wie Andreas Walther und Georg Kaiser zu jenen gehört, die die äußerst schwierigen Einsätze während des Krieges mitgemacht hatten.

In Folge war der personelle Wiederaufbau der Freiwilligen Feuerwehr zu einem erheblichen Teil deshalb möglich, weil zahlreiche Mitarbeiter der Stadtverwaltung als neue Aktive ein-traten. Allerdings begann sich gleichzeitig eine negative Entwicklung bemerkbar zu machen: der Gedanke des Feuerschutzes als Gemeinschaftsaufgabe verblasste. Die Zeiten von 1857, in denen sich die gesamte Bürgerschaft, quer durch alle Berufsbilder, von einer derartigen Aufgabe angesprochen fühlte, waren wohl endgültig vorbei.

Umso höher ist es anzurechnen, dass die Freiwillige Feuerwehr Ansbach trotzdem ihre Einsatzfähigkeit erhalten konnte, über die Kommandanten Georg Deuber (1952 bis 1962),

Gottlieb Blättler (1962 bis 1963), Ottmar Settler (1962 bis 1979) bis zu Rudolf Schaller (seit 1979), ihren Aufgaben in vollem Umfang gerecht wurde. Dabei ist aber zu betonen, dass diese Aufgaben immer vielfältiger wurden, auch immer schwieriger. Allein das Verhalten der verschiedenen Kunststoffe im Brandfall ist von ungeheurer Problematik; der Kommandant trägt selbst bei vergleichsweise kleinen Bränden Verantwortung über Leben und Tod. Dass die Aufgaben der Feuerwehr heute weit über alles ehedem Geleistete hinausgehen, wird jedem klar, der Bilder von Verkehrsunfällen sieht, den Einsatz der Feuerwehr bei der Bergung von Toten oder Verletzten erlebt. Eine Freizeitbeschäftigung ist all dies nicht mehr, auch wenn die Ansbacher Wehr einige berufsmäßige Feuerwehrleute in ihren Reihen hat.

Zwei Brandfälle der jüngeren Zeit mögen verdeutlichen, welche Bedeutung eine einsatzfreudige, schnelle und hervorragend ausgerüstete Wehr gerade heute besitzt. Da ist der Brand des Anwesens Roth, Schaitbergerstraße 12, vor über 10 Jahren zu erwähnen. Nur durch das Vorhandensein und den Einsatz der Drehleiter war es möglich, drei Menschen vor dem Tod zu bewahren. Einer Katastrophe nahe war die Ansbacher Altstadt vor einigen Jahren, als ein Brand im Farbenhaus Promenade am Martin-Luther-Platz entstand, bei dem bereits Teile des Anwesens Green brannten und selbst am Gasthaus "Zur Burg" der Fassadenanstrich zu schmoren begann. Gerade dieser Brand war Beispiel für die hohe Gefährlichkeit und Problematik heutiger Kunststoffe, Lacke und Farben. Auch dieses Brandunglück konnte nur gemeistert werden, weil ein eiserner Einsatzwille bei den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr vorhanden war, weil aber auch die Wehr in ihrer Ausrüstung modernen Anforderungen entsprach.

Und damit sind wir wieder beim Jahr 1857, dem Entstehungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr Ansbach. Es ist zwangsläufig, und wird der Verantwortung gegenüber Bevölkerung und Feuerwehrkameraden gerecht, wenn die Feuerwehr unablässig Verbesserungen ihrer Ausrüstung fordert. Die Stadt Ansbach, ihr Magistrat, hat sie einmal gerufen, 1857, im Interesse der Gesamtbevölkerung, im unmittelbaren Bewusstsein einer gerade erfolgten Brandkatastrophe auf dem Gelände des Hofbräuhauses.

Ansbachs Oberbürgermeister von 1957, der spätere Regierungspräsident Karl Burkhardt, sagte in seinem Grußwort anlässlich des 100-jährigen Jubiläums: "Wir alle haben Anlass, in aller Herzlichkeit an diesem Jubiläum teilzunehmen. In den zurückliegenden 100 Jahren haben die Männer der Freiwilligen Feuerwehr in unzähligen Fällen vielen unserer Mitbürger in schwerer Brandgefahr selbstlos Hilfe geleistet. Es möchte daher an dieser Stelle in aller Öffentlichkeit festgestellt werden, mit wie viel Idealismus und persönlichen Opfern durch drei Generationen hindurch Ansbacher Bürger dem Feuerschutzgedanken gedient haben. Leider wird nicht immer dieser Dienst, der jahraus, jahrein in aller Stille bei Übungen und im  Ernstfall geleistet wird, entsprechend gewürdigt. Wir wollen dieses Jubiläum zum Anlass nehmen, um im Namen unserer Gesamtbürgerschaft allen Männern, die sich auch heute für diese Aufgabe zur Verfügung stellen, aufrichtig und herzlich zu danken. Sie zählen zu den Männern, die ihrer vornehmsten Bürgerpflicht, für das Wohl der Stadt mit der Tat einzustehen, in hervorragender Weise nachkommen. Wir möchten herzlich wünschen, dass auch in Zukunft sich immer wieder Bürger unserer Stadt bereitfinden, dieser idealen Gemeinschaft beizutreten, zum Wohle unserer Gesamtbevölkerung."

Diese Worte gelten unverändert auch für das 125-jährige Jubiläum. 1957 erhielt die Ansbacher Feuerwehr ein neues Tanklöschfahrzeug; sie wird auch bei diesem Jubiläum ihre Ausrüstung entscheidend verbessern können. Und noch eines: 1957 bezeichnete der inzwischen verstorbene Georg Mack die Freiwillige Feuerwehr Ansbach "als den großen" Bruder der Wehren des (damaligen Alt-) Landkreises. Rund 75 % der Hilfeleistungen im Landkreis, also außerhalb der Ansbacher Stadtgrenzen, gingen damals auf das Konto der Ansbacher. Auch dies ist eine Bilanz, die sich nicht nur sehen lassen kann, sondern des Nachdenkens wert ist.

"Gehorsam und Ordnung" gehören zu einem guten Feuerwehrmann, ließ der Fürther Engelhardt 1857 nach Ansbach mitteilen. Setzen wir dazu "Opferbereitschaft und Pflichtbewusstsein", sowie "freiwilliger Dienst am Gemeinwesen." Gehört nicht gerade letzteres zum lebendigen, funktionierenden, demokratischen Staatswesen?

 

Adolf Lang im Jahre 1982 (vormaliger Ansbacher Stadtarchivar und Stadtheimatpfleger)