Katastrophenfall für das Stadtgebiet Ansbach aufgrund eines Bombenfundes und starker Regenfälle am 09. und 10.07.2021. 1037 Kräfte im Einsatz!

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Um 07:11 Uhr des 09.07.2021 alarmierte die Integrierte Leitstelle Ansbach die Einsatzkräfte der Feuerwehr zu einem Bombenfund am Bahnhof Ansbach.

Beinahe auf den Tag genau vor vier Monaten lief ein fast identischer Einsatz an.

Es galt, so schnell wie möglich, die im betroffenen Gebiet befindlichen Personen zu evakuieren, um dann um 17:00 Uhr mit der Entschärfung durch den Kampfmittelräumdienst Bayern zu beginnen.

Die entsprechenden Einheiten von BRK, THW, Feuerwehr, Polizei, Führungsgruppe Katastrophenschutz, ILS usw. nahmen ihre Positionen ein und der Einsatzablauf wurde in fast analoger Weise wie vor vier Monaten hochgefahren.

Auf Einzelheiten und Details soll an dieser Stelle aus Wiederholungsgründen verzichtet werden.

Allerdings kann man jetzt schon berichten, dass man aus den Erfahrungen des letzten Males gelernt hat und entsprechend nachsteuern konnte. Sehr positiv fiel auf, dass zumindest keine größeren Vorkommnisse hinsichtlich verweigernder Personen zu verzeichnen waren. Die Bevölkerung reagierte gelassen, fast schon routiniert.

Allerdings wurde die Situation ab ca. 12:00 Uhr durch eine sich anbahnende Hochwasserwelle aus Richtung Norden und sehr ergiebigen Regenfällen verschärft. Die Hochwasserprognosen deuteten bereits zu diesem Zeitpunkt eine sich zuspitzende Lage für ca. 17:00 – 19:00 Uhr an; genau zu dem anvisierten Entschärfungszeitraum für die 250 kg schwere Fliegerbombe.

Deren Entschärfung bereitete ebenfalls mehr Schwierigkeiten als im März, da z. B. die Fundgrube ständig mit Schmutzwasser vollgelaufen war, das von der Feuerwehr Ansbach abgepumpt werden musste.

Die verantwortliche Einsatzleitung reagierte insofern, dass für die Abwicklung der Hochwasserlage ein zweiter Örtlicher Einsatzleiter (neben dem ÖEL für die Bombenentschärfung) eingesetzt wurde. Sehr zeitnah wurden die anliegenden Betriebe und Firmen gewarnt, eigene Hochwasserschutzmaßnahmen anlaufen zu lassen. Damit war beabsichtigt, „vor der Lage“ zu sein. Zum Glück konnte man auch über verschiedene Infokanäle und Social-Media die Öffentlichkeit auf das bevorstehende Ereignis vorbereiten.

Als sich die Lage zuspitzte, wurde um 14:00 Uhr durch den Oberbürgermeister der Stadt für Ansbach der Katastrophenfall ausgerufen. Eine richtige Entscheidung, wie sich im weiteren Verlauf herausstellte.

Ziemlich genau zum vorhergesagten Zeitpunkt erreichte der Scheitel der Hochwasserwelle die Stadt Ansbach mit den bekannten Folgen.

Die ganze Nacht bis um 18:00 Uhr des nächsten Tages mussten mindestens 120 registrierte Einsätze abgearbeitet werden.

Aufgrund der in ganz Franken angespannten Lage alarmierte die Einsatzleitung Hilfskräfte bis weit über die Grenzen der Stadt Ansbach hinaus zur überörtlichen Hilfeleistung.

Bemerkenswert bei beiden Einsätzen war:

  1. Das besonnene Verhalten der Bevölkerung.
  2. Der überaus freundliche Zuspruch und das viele Lob gegenüber den eingesetzten Kräften.

Negativ aufgefallen sind Personen, die insbesondere das Hochwasserereignis zum Anlass nahmen, Party zu feiern und teils unter Alkoholeinfluss die Arbeit der Einsatzkräfte ins Lächerliche zogen.

Besonders gefährdet war aus Sicht der Verantwortlichen der Bereich Residenzstraße.

Noch ca. 50 cm mehr Pegelanstieg hätte zur Überflutung des Brücken-Centers, des Onoldiasaales und Teile der Innenstadt geführt. Zeitlich, wenn der Starkregen im Oberlauf der Rezat nicht nachgelassen hätte, wären dafür ca. 3 Stunden prognostiziert gewesen. Der Scheerweiher drohte überzulaufen und der Stadtteil Wasserzell war zum Großteil überflutet.

Im Einsatz - und das ist besonders bemerkenswert - waren in beiden Lagen zusammen 1037 Einsatzkräfte/Stabsführungspersonal aller Hilfsorganisationen und Polizei sowie Bundeswehr.

Ein Hubschrauber der Bundeswehr überflog zur Aufklärung das Überschwemmungsgebiet.

Die Einsätze wurden zudem erschwert, so dass die Verkehrssituation gelinde formuliert als chaotisch zu bezeichnen war:

Sperrung durch Baustellenarbeiten auf der Hauptverkehrsader, Sperrung von Teilen der Innenstadt wegen der Bombenentschärfung, Sperrung wegen Hochwasser und dann noch einige Verkehrsunfälle im Stadtgebiet und Umleitungsverkehr von der BAB 6 wegen einer Wanderbaustelle. Kurz gesagt: Schlechtere Verhältnisse kann man sich kaum vorstellen.

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